Das Denkmodell vom Denkmodell

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Motivation:
Häufig wird die Frage gestellt, ob es einen Gott gibt, und wenn ja, wie er die Welt erschaffen hat. Ich möchte in diesem Text eine Modellvorstellung für einen Schöpfungsvorgang anbieten, der auf den mir bekannten Erkenntnissen aus Mathematik, Logik und Informatik des beginnenden einundzwanzigsten Jahrhunderts beruht.
Dieses Modell ist verträglich mit den Lehren des Judentums und Christentums, muß es auch, da ich selbst ein Christ bin. Meiner Information nach dürfte es auch für Muslime akzeptabel sein. Genauso verträgt es sich mit sämtlichen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, mit denen ich bisher in Berührung gekommen bin.
Die folgenden Gedanken stellen nichts weiter als eine Hypothese dar, ein Modell für eine Weltschöpfung durch einen Gott, dessen reale Existenz momentan niemand endgültig beweisen oder widerlegen kann. Allerdings lege ich damit den unwiderlegbaren Beweis vor, daß die Möglichkeit besteht, daß unsere Welt erschaffen worden sein kann; allerdings nicht, daß das auch zwingend zutreffen muß, denn das ist keine Sache von Beweisen sondern eine Frage des Glaubens.
Modellierung und Beweisführung:
Zuerst muß die Frage geklärt werden, was ein nach unserer Definition intelligentes Wesen, welches Teil unseres Universums ist, aus sich heraus erschaffen kann, ohne für diesen Schöpfungsvorgang Materie und Energie aus der umgebenden Welt zu verwenden. Die Eingriffe in die Umgebung, die es zur Aufrechterhaltung seiner primären Denk- und Lebensfunktionen vornehmen muß, wollen wir hier vernachlässigen.
Was also kann ein Wesen unter diesen Voraussetzungen erschaffen? Nichts Materielles. Wie sieht es jedoch mit Musik, Bildern, Gedanken oder Träumen aus? Die Intelligenz kann solche Dinge zwar unter den oben genannten Bedingungen nicht in materielle Form bringen, denn Notenpapier, Leinwand und Farbe, Zettel und Stift sind ja in diesem Fall tabu. Allerdings kann das Wesen in seinen Gedanken und seiner Vorstellungskraft Musik, Bilder, Mathematik, Logik und viele andere Sachen entwickeln, sich einprägen und auch verändern. Diese Dinge existieren dann tatsächlich, allerdings nur in der Gedankenwelt des Wesens. Was kann es unter den genannten Einschränkungen noch? Kann es technische Vorrichtungen bauen? Nein! Aber es kann Automaten entwerfen, sowohl im mathematischen als auch im technischen Sinne. Es kann im Rahmen seiner intellektuellen Fähigkeiten einen Bauplan entwickeln und die Funktionsweise durchdenken, je nach der Leistung seiner Vorstellungskraft mehr oder weniger perfekt.
Wer die Gesetzmäßigkeiten kennt, kann zum Beispiel in seinen Gedanken naturwissenschaftliche Modelle realer Systeme entwickeln. Ein Mensch wird aber komplizierte Modelle in einen Computer einprogrammieren müssen um sie auch zum Leben zu erwecken, beziehungsweise zu berechnen, zu simulieren oder wie immer man das nennen will. Wettervorhersagen, statische und dynamische Berechnungen, chemische, biologische und physikalische Simulationen entstehen so. Diese stellen in meinen Augen künstlich erschaffene Welten dar. Genaugenommen stellt schon das Datei- oder Speichersystem einer Rechenmaschine beziehungsweise deren Inhalt eine eigene Welt dar, in die wir nur über einen Bildschirm und ein paar Eingabemedien eindringen können. Anzumerken wäre noch, daß Hilfsmittel wie Computer auch irgendwann der Phantasie ihrer Erbauer entsprungen sind. Nach den obigen Einschränkungen stehen unserem intelligenten Modellwesen allerdings keine solchen Gerätschaften zur Verfügung.
Was ist jedoch, wenn die intellektuellen Fähigkeiten wie beispielsweise Gedächtniskapazität, Denkschnelligkeit und Rechenleistung groß genug sind, um auf Hilfsmittel verzichten zu können? Was ist, wenn dieses Wesen kein Teil unseres Universums ist? Was ist, wenn diese Intelligenz anders strukturiert ist als unsere eigene? Was ist, wenn seine Funktionsgrundlage nicht aus Essen, Trinken und Atmen besteht, wenn dieses Wesen ein völlig anderes Lebensgefühl hat als wir? Wenn nur einige dieser Bedingungen erfüllt sind, kann es vielleicht in seinen Gedanken und Gefühlen ein Universum beherbergen.
Dieses Universum kann so aussehen wie unseres oder theoretisch auch ganz anders. Es kann Leben beherbergen oder auch nicht. Diese Welt kann auf Raum, Zeit, Materie und Energie basieren oder auf völlig anderen, für unser Verständnis abstrakten Zusammenhängen.
Außerdem brauchen für ein hypothetisches Wesen, welches unsere Welt erschaffen hat, die zu Anfang genannten Einschränkungen nicht zwingend gelten, zumindest wird diese Gottheit kein direkter Teil unseres Universums sein.
Wie man sieht, läßt sich nicht nur Information auf Materie, sondern auch Materie auf Information abbilden.
Letzteres ist die Grundlage jeglicher "virtueller Realitäten".
Schlußfolgerung:
Eines ist sicher, Gott muß, seine tatsächliche Existenz vorausgesetzt, einen Willen besitzen, also eine Eigenschaft, die nach meinem Verständnis eine Persönlichkeit erfordert. Zumindest muß er irgendwann den Entschluß gefaßt haben, unser Universum zu kreieren und zu erhalten.
Warnung:
Ich möchte nochmal darauf hinweisen, daß es sich bei den bisherigen Ausführungen lediglich um ein Denkmodell handelt. Hier gilt das gleiche wie bei der Eisenbahn: Das Modell sieht zwar von außen dem Original hinreichend ähnlich, zumindest um wiedererkannt zu werden, wenn man aber sein Innenleben freilegt, ist dies bei der Nachbildung viel einfacher gestaltet. Die Verhältnisse der Größen sind aufgrund der Gegebenheiten anders und manche Teile fehlen, andere kommen hinzu, wieder andere haben eine andere Form oder ein anderes Wirkprinzip. Das Modell erfüllt einen anderen Zweck und arbeitet unter anderen Bedingungen. Es muß schließlich auch völlig anderen Ansprüchen gerecht werden. Während die große Eisenbahn dem Transport von Materie dient, dient die Modellbahn zum Spielen und Spaß haben. Das hier ausgeführte Modell dient anders als das Original lediglich zur Beweisführung und nicht zur Weltschöpfung. Man soll nur Wirkungsweisen erahnen, Prinzipien nacherleben, damit spielen und Freude daran haben können. Mit jedem höheren Anspruch würde ich mich der Gotteslästerung schuldig machen, wovon ich lieber die Finger lasse. Und wie bei der Spielzeugbahn gibt es auch hier unterschiedliche Anbieter, deren Produkte sich in ihren Herstellungsmethoden, der Komplexität, dem gewählten Wirkprinzip, den Ansprüchen, aber auch in der Fertigungsqualität, der Funktionstüchtigkeit, dem Maßstab und den Garantieleistungen erheblich unterscheiden.
Pro Gott:
Es gibt viele gewichtige, nicht von der Hand zu weisende Indizien, daß Gott tatsächlich existiert.
Wer oder was hat die Naturkonstanten festgelegt? Ich denke da an Lichtgeschwindigkeit, Gravitationskonstante, Elementarladung und vieles andere. Wer oder was ist hinter dem Universum? Wer hat festgelegt, daß der Raum 3 Dimensionen hat, die Zeit eine Dimension ist sowie daß für die elementaren Kräfte mindestens sechs weitere Dimensionen verantwortlich sind? Weshalb manifestieren sich die Eigenschaften dieses mindestens zehn-, vielleicht sechsundzwanzig- oder auch höherdimensionalen Gebildes ausgerechnet in Form von Materie, Energie, Bewegung, Kräften? Was ist die Ursache des Universums oder der Sinn des Lebens? Wer hat Interesse daran, daß die Evolution neues Leben hervorbringt? Wenn man Evolution übrigens in Genetische Optimierung umbenennt, hat man plötzlich ein technisches Verfahren zur Erschaffung neuen Lebens. Warum bietet dieses Universum überhaupt für intelligentes Leben geeignete Bedingungen an? Unzählige weitere Fragen schließen sich an, die sich nur durch einen Gott beantworten lassen, wenn man denn auf einer Antwort besteht.
Eine weitere Frage ist die, ob dieser Gott nicht vielleicht Kontakt zu seinen Kreaturen aufnehmen würde. Das erklärt den Auftrag der Propheten, die Rolle von Jesus Christus und das Wirken des Heiligen Geistes.
persönliche Entscheidung:
Als ich vor einigen Jahren die Existenz eines Gottes erstmals ernsthaft in Erwägung zog, ja dieser Gedanke sich mir aus Gründen der Logik förmlich aufdrängte, hatte ich das Gefühl, als würden sich die Wände meines kleinen, staubigen und ängstlichen Lebens im Nichts auflösen und als stünde ich ganz allein in einem nach allen Seiten offenen, dunklen Raum.
Plötzlich hatte mein Universum ein paar Dimensionen mehr. Ich hatte Angst vor diesem Gott und seiner Allmacht, denn ich wußte nichts über ihn. Ich fühlte nur, daß es ihn wirklich gibt.
Eigentlich hatte ich in dem Zustand fast noch mehr Angst als vorher. Glücklicherweise kam ich mit Christen in Kontakt, Gott sei Dank. Ich las große Teile der Bibel und bin noch damit beschäftigt. Auf diese Weise schaltet Gott nach und nach das Licht im großen dunklen Raum an. Die Bibel ist nach meiner Ansicht das Buch, in dem sich Gott offenbart, uns seine Liebe erklärt, um unsere Liebe bittet und versucht, unser Verständnis für sein Handeln zu wecken.
Seitdem weiß ich, daß ich Gott vertrauen kann. Seither mag ich ihn, meistens zumindest. Ich warf damit meine Angst vor der Sinnlosigkeit des Lebens und vor der Ungerechtigkeit der Welt ab. Deshalb habe ich mich taufen lassen und bin seitdem in der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist auch mein Bekenntnis und das Vaterunser ist auch mein Gebet.

Deshalb glaube ich an den allmächtigen Gott,
weil er meinem Leben einen Sinn gibt und mich liebt,
weil er mir verzeiht und vergibt, wenn ich ihn darum ersuche,
weil er Gerechtigkeit schaffen wird, denn er hat es versprochen.

Deshalb glaube ich an Jesus,
weil er die Tür, die zwischen uns und Gott steht, aufgeschlossen hat,
weil er sich für uns hat ans Kreuz nageln lassen,
weil er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

Deshalb glaube ich an den heiligen Geist,
weil er mich tröstet,
weil er mir Mut für meinen Glauben zuspricht,
weil er etwas in mir verändert hat, seit Gott ihn zu mir geschickt hat.
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