Warum läßt Gott Leid zu? | |
index | Autor: Ulrich Kritzner |
Viele Atheisten argumentieren, daß, wenn Gott allmächtig ist,
ja nur Dinge passieren könnten, die Gott für richtig hält.
Mit diesem Argument wird dann regelmäßig die Behauptung aufgestellt, Gott hätte die Judenverfolgung durch die Nazis gewollt oder auch die Kreuzzüge der katholischen Kirche, und das könne schließlich nicht angehen. Ich werde daher hiermit den Beweis erbringen, daß sowohl das Argument als auch die angeführten Schlußfolgerungen daraus falsch sind. Der Ausgangspunkt ist der, daß Gott öfters etwas anderes als "richtig" ansieht als die Menschen. Sicherlich fand Gott die Judenverfolgung nicht "richtig". Sie ist passiert, nicht weil Gott sie für richtig gehalten hätte, sondern weil die Nazis sie für richtig hielten. Gott fand sie ganz gewiß nicht richtig. Gott findet aber ganz sicher auch nicht richtig, was jetzt daraus gemacht wird und wie die Sieger dem Verlierer durch gezielte Verleumdung das Gesicht entstellen. Die Argumentation der Leute, die Gott die Existenz des Leides vorwerfen, beruht auf einem Mißverständnis der Allmacht Gottes. Diese Menschen deuten in die Allmacht Gottes etwas hinein, was nicht drin ist. Das werfe ich niemandem vor, das kann passieren. Es gibt schließlich kein Verständnis ohne die legitime Möglichkeit des Mißverständnisses. Deshalb hier nochmal die unverzichtbaren Grundlagen. Es passiert nicht immer das, was Gott für richtig hält. Der Sündenfall ist eine Beschreibung der Tatsache, daß der Mensch sich irgendwann einen eigenen Maßstab für richtig und falsch anmaßt. Dann kann Gott ihn entweder machen lassen oder ihm jedes mal auf die Pfoten klopfen. Also findet Gott JHWH es wohl eher richtig, uns Menschen selbst herausfinden zu lassen, wohin unsere Anmaßung uns führt. Das führt zwangsweise - einem mathematischen Gesetz gleich - dazu, daß momentan Dinge passieren, die Gott nicht für richtig hält, weil sie mit anderen Dingen, die Gott für richtig hält, unvereinbar sind. Damit gibt er uns die Chance, uns nicht bestimmte Verhaltensmuster von ihm aufpressen zu lassen, sondern den Sinngehalt seiner Gesetze (eher Axiome) verstehen zu können und sich damit freiwillig seiner Herrschaft zu unterstellen. Den Willen Gottes kann man genauso wenig aufpressen wie das Wissen um die Mathematik, das ist logisch schlicht unmöglich. Ein Mensch muß die Mathematik entdecken, er kann gar nicht als Mathematiker geboren werden. Die Mathematik muß erlernt und verstanden werden, genauso wie das Gesetz Gottes. Es braucht diesen Prozeß des Verstehens, anders läßt sich diese Information nicht installieren. Es ist nicht wie beim Computer - Schublade auf, CD rein, Schublade zu und klickibunti applicationi. Dazu ist es nötig, daß der Mensch selbst entscheiden kann - sowohl richtig als auch falsch - und daß sein Handeln Konsequenzen hat. Nur so lernt man überhaupt, was eine Entscheidung ist und was Kausalitäten sind. Hinzu kommt die Frage, ob sich Gott vor einem Atheisten rechtfertigen und sich damit dessen Bewertungsmaßstab unterwerfen muß. Es ist doch immer wieder die Frage, wer etwas rechtfertigen muß. Ein Täter muß sich rechtfertigen, erstmal nach Möglichkeit vor dem Gericht seiner Mitmenschen, was auch nicht immer gerecht entscheidet, und dann vor dem Gericht Gottes. Muß Gott sich rechtfertigen, daß Gott einem Täter die Möglichkeit gibt, seine Taten zu begehen? Wenn ja, vor wem sollte er sich rechtfertigen müssen? Vor einem Menschen, der sowieso nie komplett verstehen kann, worum es überhaupt geht? Wie weit Du gehst und welchen Schaden Du anrichtest, kannst Du durch eigene Entscheidungen begrenzen. Du hast die Möglichkeit, jemanden zu ermorden. Wichtig ist, daß Du von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machst. Ohne diese Möglichkeit wäre es unmöglich zu verstehen, warum man von ihr keinen Gebrauch machen soll. Könntest Du nicht frei entscheiden, wäre es sinnlos, eigene Entscheidungen zu treffen und jeder Lernprozess wäre diesbezüglich unmöglich, was dann einfach hieße, daß Dein Geist das Problem nicht erfassen könnte. Wenn sich jemand für ein Leben mit Gott entscheiden soll, dann muß er dazu überhaupt erstmal verstehen, was Entscheidungen sind. Es gibt gewisse Sachen, die lernst Du nur beim Schach-spielen, es gibt Sachen, die lernst Du nur beim Go (japanisch; chinesisch: Wai-Chi). Um gewisse Gedanken mit Deinem Gegenüber auszutauschen, mußt Du eine Partie Go mit ihm spielen - Du kannst die Information nicht anders transportieren. Wenn Du die Partie nicht spielst, mußt Du auf die daraus gewonnene Information verzichten. Um etwas über Gott zu erfahren, mußt Du leben - mit allen Deinen Entscheidungen und denen Deiner Mitmenschen und deren Konsequenzen, aber auch mit all den Sachen, die weder Du noch Deine Mitmenschen entscheiden können, und die trotzdem Konsequenzen für Dich haben. Die Information lüßt sich nicht anders übertragen. Wenn es anders ginge, würde Gott sich und uns das alles ersparen. Wenn man ein Haus baut, sollte man den Zementmischer anwerfen. Wenn man Gott verstehen soll, muß man leben. | |
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