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Ist die Evangelische Kirche die "Wahre Religionsgemeinschaft"TM?

Ohne irgendjemanden zu verärgern darf man sagen: nein. Denn diesen Anspruch erhebt die Evangelische Kirche gar nicht erst. Sie erhebt lediglich Anspruch darauf, im Großen und Ganzen die Wahrheit zu verkünden, ohne dabei den absoluten Alleinvertretungsanspruch zu reklamieren, da es sich schon bis zu uns herumgesprochen hat, daß sich auch in jedes Glaubenssystem Fehler einschleichen. Die Evangelische Kirche behauptet lediglich, auf dem richtigen Kurs zu sein.
Allerdings haben sich in die Evangelische Theologie einige sehr herbe Fehler eingeschlichen, die einfach kritiklos von der Katholischen Kirche übernommen wurden und sich bis heute gehalten oder in der Evangelischen und Katholischen Kirche parallel entwickelt haben. Somit treffen die hier behandelten theologische Fehlleistungen auch allesamt die Katholische Kirche:
Die Hölle
Die Trinitätslehre in ihrer momentanen Form
Die Kindertaufe
Die Laschheit der Kirche
Schlußfolgerung

^ Die Hölle
Die Hölle und die Vorstellungen von ihr sind ein peinliches Relikt aus Katholischen Zeiten. Als Luther den Ablaßhandel bekämpfte, hätte er auch gleich deren Grund, die Höllenlehre, aus der Theologie verbannen müssen. Hat er aber nicht.
Die so ziemlich einzige Bibelstelle, die von einem feurigen Ort der Qualen in Verbindung mit Menschen spricht, ist das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus. Das eigentlich Wichtige an diesem Gleichnis ist jedoch das Gespräch zwischen dem reichen Mann und Lazarus (Lukas 16:19-21), in dem der reiche Mann bittet, Lazarus noch einmal in das Leben zurüchzuschicken und seine Angehörigen (die des reichen Mannes) aufzufordern, ihren Lebenswandel zu überdenken und zu Gott umzukehren. Dies wird jedoch mit der Begründung abgelehnt, daß die Menschen bereits durch die Propheten, die zum großen Teil verfolgt wurden, gewarnt wurden. Wer es durch die Propheten nicht schnallt, schnallt es nie.
Damit ist die eigentliche Aussage das Textes klar: die Worte der Propheten sind eindeutig und völlig ausreichend.
Jede andere Bedeutung in den Text zu legen, wäre in Anbetracht anderer Bibelstellen vermessen. Schließlich nennt sich dieser Text nicht umsonst "Gleichnis".
Ansonsten gibt es im hebräischen Teil ein Wort für das Jenseits: Scheol, ebenso gibt es zwei Worte im altgriechischen Teil: Hades und Gehenna.
Hades und Scheol sind in etwa gleichbedeutend. Die Bibel beschreibt diesen Ort, an dem die Toten sich nichts bewußt sind, nichts empfinden, nichts denken. Sie befinden sich im Gedächtnis Gottes, in dem keine Zeit vergeht. Vergleiche dazu: Prediger 9:5-10, Psalm 146:4, Hesekiel 18:4, 1. Mose 3:19. Die Toten merken also nichts und können daher auch nicht gequält werden.
Im Gedächtnis Gottes (Scheol, Hades) bleiben die Toten bis zum "Jüngsten Tag", an dem das Gerichtsverfahren eröffnet wird. Die Toten (auch die Un- und Andersgläubigen) sollen an diesem Tage auferstehen. Siehe dazu: Johannes 11:24, Apostelgeschichte 24:15.
Weiterhin gibt es noch die feurige Gehenna oder Tal Hinnon. Dies jedoch befindet sich auf unserem Planeten, und ist ein geografischer Ort außerhalb der Mauern Jerusalems. An diesem Ort wurde Götzendienst betrieben und sogar Kinderopfer dargebracht. Daher beschlossen die Juden, diesem Treiben ein für alle male ein Ende zu bereiten und richteten in diesem Tal eine Deponie ein, in der Tierkadaver und allerlei unkosheres Zeugs unter Zusatz von Schwefel verbrannt wurden. Ebenso wurden gerichtete Schwerverbrecher dort verklappt, allerdings in bereits totem Zustand. Die Gehenna war also eine unehrenhafte Begräbnisstätte, da die Juden viel Wert auf ein anständiges Begräbnis legten. Gequält wurde dort niemand.
Stellen, an denen Gehenna im Originaltext steht, sind beispielsweise Matthäus 5:22+29+30, Matthäus 10:28, Matthäus 18:8+9, Matthäus 23:15+33, Markus 9:43+45+47, Lukas 12:5, Jakobus 3:6. Sie wird brennend beschrieben "Wo das Feuer nicht vergeht" und als Ort, an dem sich reichlich Verwesung findet "und wo der Wurm nicht stirbt". Sie ist ein Symbol für endgültige Vernichtung, die allerdings schmerzfrei verläuft.
Wie das "Jüngste Gericht" aussieht, sagt die Bibel nicht so genau, ich assoziiere die biblischen Beschreibungen allerding mit einer Art "Bewährung" oder eben "Freispruch", wenn man Jesus als "Anwalt" hat (nur ein Gleichnis).
Besteht man das Jüngste Gericht nicht, kommt der "zweite Tod", der mit der Gehenna in Verbindung gebracht wird, die ja ewige Vernichtung symbolisiert. Dies ist nicht mit einer Erschießung gleichzusetzen, sondern besteht darin, daß man einfach nochmals stirbt, ohne in Gottes Gedächtnis zu kommen, also vergessen zu werden, einfach nicht mehr zu existieren.

^ Die Trinitätslehre in ihrer momentanen Form
Die Trinitätslehre wurde von irgendeinem Konzil beschlossen und ist in ihrem Original derart verworren, unverständlich und paradox, daß sie völlig überflüssig ist. Daher hat man sich heute in den verschiedenen Kirchen abweichend davon weitestgehend darauf geeinigt, daß Gott, Jesus und der Heilige Geist eine Person seien. Dies ist jedoch biblisch unbegründet und daher unzulässig.
Jesus betete zu Gott. Wenn er identisch mit Gott wäre, hätte er Selbstgespräche geführt. Er spricht von Gott als seinem Vater und bezeichnet sich als seinen Sohn. Außerdem gibt es eindeutige Unterschiede in der Zuständigkeit. Siehe dazu: Markus 13:32, Matthäus 20:20-23, Matthäus 12:31+32.
Eindeutig äußert sich jedoch Jesus selbst auf die Frage "Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?": "Was nennst Du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. ..." (Markus 10:18). Freilich ist Jesus gut, dieser Satz jedoch bringt Jesu Respekt und Achtung vor Gott zum Ausdruck.
All dies beweist, daß die Dreieinigkeitslehre entweder falsch ist, oder falsch formuliert ist, was im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft.
Außerdem ist solch eine Lehre völlig überflüssig, da die Bibel ausreichend Aussagen über die Beziehungen zwischen Gott, Jesus und dem Heiligen Geist trifft, so daß keine zusätzlichen Lehren dazu benötigt werden. Daher ist diese Lehre zumindest in ihrer heutigen Formulierung als unbegründet und überflüssig zurückzuweisen.
Die einzige Bibelstelle, die sinngemäß in solch eine Richtung gedeutet werden kann sind die Verse Johannes 1:1-3, wenn man "Das Wort" mit Jesus gleichsetzt. Dies ist aber zumindest einseitig, wie ich im Artikel "Was die Welt im Innersten zusammenhält" darlege.

^ Die Kindertaufe
Die ältesten Überlieferungen über die Kindertaufe finden sich kurz nach dem Jahr 200, was aber nicht bedeutet, daß sie nicht schon früher praktiziert wurde. Wenn sich auch nicht unbedingt die Kindertaufe eindeutig biblisch widerlegen läßt, so ergibt sie doch keinen Sinn, da sie ohne Glauben nutzlos ist.
Die evangelische und katholische Theologie beruft sich immer darauf, daß sich in der Taufe die Entscheidung Gottes für einen Menschen ausdrückt, und das könne ja auch ein Kind sein.
Dies ist allerdings unsinnig, da Gott sich sowieso für die Menschen entschieden hat, die diese Entscheidung durch ihre Taufe und ihren Glauben nur noch anzunehmen brauchen. Gott will die Taufe ausdrücklich als freie Willensbekundung der Menschen.
Sollte ein Mensch dagegen als ungetauftes Kind sterben (wegen dieser Angst wird die Kindertaufe ja durchgeführt), so wird es sowieso nicht seiner Taufe sondern der Güte Gottes wegen angenommen. Soviel Gottvertrauen, daß Gott solche Fälle auch ohne theologische Winkelzüge und Spitzfindigkeiten regelt, sollte man schon aufbringen. Wer dieses Gottvertrauen nicht aufbringt, braucht seine Kinder so oder so nicht taufen zu lassen.
Damit will ich nicht behaupten, daß die Kindertaufe vor Gott ungültig wäre, sondern daß sie völlig unsinnig und unnötig ist. Bei Abschaffung der Kindertaufe könnte man sich das alberne Ritual der Konfirmation sparen.
Ich will damit auch nicht sagen, daß man zur Taufe unbedingt älter als 18 Jahre zu sein braucht, die entsprechende geistige Reife vorausgesetzt, könnte dies auch schon bei Jugendlichen geschehen, die erheblich jünger sind, vorausgesetzt, sie haben sich selbst dafür entschieden und können ihre Entscheidung sinnvoll und ehrlich begründen.
Immerhin gibt es auch bei Vereinen, die die Kindertaufe ablehnen, getaufte Erwachsene, die durch Krankheit oder Unfälle auf den geistigen Entwicklungsstand von Kindern zurückgeworfen wurden oder ihn nie überschritten haben, und trotzdem ehrlichen Herzens glauben und vollwertige Mitglieder ihrer Gemeinden sind.
Daher gibt es keinen Grund, die eigenen Entscheidungen sehr junger Menschen nicht zu berücksichtigen.

^ Die Laschheit der Kirche
Die Kirche, sowohl die Evangelische als auch die Katholische, sind äußerst lasch geworden, was Verkündigung und Organisation anbetrifft. Das beziehe ich jetzt nicht auf die Pfarrer, die sich ja bekanntermaßen redlich mühen, sowohl eine klare Theologie zu verkündigen als auch den Laden am Laufen zu halten, sondern auf die theologische Arbeit der übergeordneten Stellen (z.B. Landeskirchenämter).
Die kirchenmusikalischen Aktivitäten will ich nicht kritisieren, außer daß sie chronisch unterfinanziert sind. Die kulturelle Kompetenz ist dank des musikalischen Erbes der letzten Jahrhunderte momentan noch die große Stärke der Kirchen.
In den vergangenen Jahren wurden in der Landeskirche Sachsen auch unter Mitarbeit des Superintendenten Kaden verschiedene Aktionen ("Aufbruch" und wie auch immer benannt) gestartet, die als Ergebnis nur eines gebracht haben: nichts erwähnenswertes, weder brauchbare Konzepte wofür auch immer noch neue Erkenntnisse über irgendetwas.
Berichte werden geschrieben und jede Menge wird verwaltet. Dabei ist man eigentlich nur mit der Verwaltung des Mißstandes beschäftigt.
Das ist jetzt nicht böse oder so, aber damit sich die Botschaft verbreitet, muß man predigen. Wenn man verwaltet, passiert gar nichts, wenn man predigt, geschieht etwas, dann verändern sich Dinge. Natürlich wird in der evangelischen Kirche gepredigt, und zwar zu den Schäfchen in den Kirchenbänken. Ist ja nicht schlecht, kann man gerne machen, aber es ist nicht underground. Es ist nicht underground und es hat keinen groove und darum wird da nichts draus, selbst wenn 'ne Band spielt.

^ Schlußfolgerung
Diese Ausführungen sind nicht vollständig, aber das Wichtigste.
Die Evangelische Kirche ist (genau wie die anderen auch) weit davon entfernt, perfekt zu sein, allerdings erhebt sie diesen Anspruch ehrlicherweise gar nicht erst. Weiterhin läßt sie große Freiräume die Auslegung der Schriften betreffend. Was in der Bibel nicht ausdrücklich drin steht, läßt die Evangelische Kirche in der Regel ebenfalls offen, sie schießt deshalb nicht so weit über das eigentliche Ziel hinaus, wie dies die Katholiken und Zeugen Jehovas tun, eher im Gegenteil. Die wesentlichen Ausnahmen davon sind hier genannt. Die Evangelische Kirche trifft das Ziel an vielen Stellen und verfehlt an vielen Stellen, teilweise aber an anderen als die "Konkurrenz", wobei die Trefferquote allerdings nicht meßbar schlechter ausfällt, teilweise (Vergleich mit Katholiken) sogar besser.
Allgemein fühle ich mich in diesem Verein trotz der Mißstände recht wohl und darf an dieser Stelle so kritisch schreiben, ohne irgendwelche Bestrafungen befürchten zu müssen, da über die genannten Themen sowieso relativ frei diskutiert wird und auch Dogmen weniger dogmatisch behandelt werden, als dies in den meisten anderen christlichen Glaubensgemeinschaften der Fall ist.

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